Auf Entdeckung der Orcia DOC Weine

Für das lokale Event “Mostra Mercato del Tartufo Bianco delle Crete Senesi” in San Giovanni d’Asso, wurde vom Wein-Konsortium der Orcia eine Verkostung mit 10 Orcia DOC Weinen organisiert. Sie ist von der Präsidentin des Konsortium Donatella Cinelli Colombini eingeführt und vom internationalen Weinjournalisten Walter Speller geleitet worden. Als ich die Einladung empfangen habe, bin ich dieser sofort gefolgt, denn auch wenn ich nun schon seit einiger Zeit in Montalcino lebe, kenne ich diese DOC-Weine noch nicht so gut. Aehnlich geht es wohl auch den meisten Reisenden, die in die Val d’Orcia kommen. Es wird Zeit diese Weine und ihre Produzenten näher kennenzulernen. 

Die Orcia DOC Herkunftsbezeichnung und ihrer Produktionszone 

Genau genommen kannte ich vor der Verkostung nur einige wenige Weinkellereien, die diese DOC herstellen, wie zum Beispiel Podere Forte oder Donatella Cinelli Colombini. Seit dem Gründungsjahr 2000 ist die Orcia DOC sehr gewachsen und umfasst heute mehr als vierzig Weinkellereien, die diesen Wein in den Hügeln im Süden der Toskana in 13 verschiedenen Gemeinden herstellen: von Buonconvento nach Pienza, von Castiglione d’Orcia nach Trequanda, von Chianciano Terme bis Torrita di Siena u.v.a.. Diese Gegend ist durch ihre kleinen Familiengüter gekennzeichnet, hier versucht man die Weinberge (Weinreben), mit großem Respekt zur Natur, auf alten, aber schönen Böden anzubauen, 

Während der Verkostung wurden 10 Weine verschiedener Kellereien vorgestellt, wobei mir am meisten gefiel, wie Walter Speller versuchte, die Produzenten zum Erläutern zu ermutigen, wieso die Orcia DOC so wichtig sei, was man an ihr schätzen sollte und wieso man sie unbedingt kennen müsste. 

Die Weine und die Verkostung 

Während der Verkostung der Orcia DOC Weine hatte jeder Weinhersteller circa 5 Minuten um seinen Wein und die Arbeiten im Weinberg bzw. Weinkeller vorzustellen. Dies erfolgte natürlich unter der Leitung von Walter Speller, der deutlich versuchte die Leidenschaft und den Charakter jedes einzelnen Produzenten in den Vordergrund zu stellen. Es wurde dabei besonders betont, dass die Orcia DOC-Bezeichnung noch eine junge DOC ist und ihre Weinberge erst jetzt in ein gutes Alter für die Traubenproduktion kommen (um die 10-12 Jahre). Aus diesem Grund kann es vorkommen, dass es einigen Weinen an etwas Komplexität fehlt, diese aber in den nächsten Jahren gut erreicht werden kann, wenn man die Ausdruckskraft beachtet, die schon in den Weinen während der Verkostungen auffällig war. Nun folgt also eine kleine Liste mit den verkosteten Weinen und am Ende findet Ihr eine kleine Zusammenfassung von meinen Eindrücken über die Orcia DOC. 

Diese Orcia DOC ist ein 100%-iger Sangiovese und wird in der Umgebung von Montalcino-Torrenieri hergestellt. Die Produzenten setzen sehr auf eine lange Mazeration zusammen mit Traubenschalen und Kernen, um dadurch die besten Farbextrakte und Tannine zu erhalten. Aus diesem Grund sind ihre “Alliierten” der Alkohol (14%) und die Tannine, um dem Wein eine lange Lebensdauer und Aufbewahrung zu garantieren. Meiner Meinung nach ist dieser Wein etwas zu warm und ziemlich jung, denn die Tannine sind noch sehr adstringierend. Demnach rate ich, diesen Wein nach einer weiteren Flaschenlagerung und Reife erneut zu kosten. 

Dieses Weingut zählt sehr darauf, keine Sulfite während der Herstellung hinzu zu fügen. Natürlich ist das eine große Herausforderung, aber nicht unmöglich, wenn man bedenkt, dass reine Sangiovese-Weine für ihre lange Lebensdauer und starke Ausdruckskraft bekannt sind. In der Nase merkt man deutliche Fruchtnoten mit Fragranzen einer Waldfruchtmarmelade. Im Mund spürt man gut die weichen Tannine, wobei es aber an etwas Persistenz fehlt. 

Mir gefällt sehr Donatellas Wahl in dieser DOC 65% Sangiovese (wobei nach der Regelung der DOC mind. 60% vorhergesehen sind) und 35 % von der Rebsorte “Foglia Tonda” zu benutzen. Diese letzte ist eine autochthone Rebsorte, die auch “urbane Rebsorte” genannt wird, denn vor geraumer Zeit wurde sie viel in Siena und Umgebung angebaut. Für den Ausbau in Holz werden sowohl Tonneaux als auch kleine Holzfässer benutzt. Daher bemerkt man während der Verkostung Aromen von roter Fruchtmarmelade gemeinsam mit einer runden und weichen Beständigkeit im Mund. Dieser Wein kann schon jetzt getrunken werden und stellt sehr gut die Echtheit dieser zwei typisch toskanischen Rebsorten dar. 

Hier kosten wir einen weiteren 100%-igen Sangiovese, der in einem Weinberg in einer Höhe von 480m über dem Meeresspiegel angebaut wird. Wie der Hersteller betont, liegen die Hügel zwischen den Flüssen Orcia und Asso, daher werden die Weinberge stets sehr gut belüftet. Durch diese Eigenschaft und die Höhenlage erhält man einen sehr frischen Wein mit einem guten Säuregehalt und feinem Gleichgewicht. Außerdem hat der Produzent die Wahl getroffen diesen Wein nicht zu filtern, um seine natürlichen Eigenschaften noch mehr zu betonen. Ich denke dieser Wein kann gut schon jetzt getrunken werden, aber gerne auch noch in der Flasche ein wenig reifen. 

Die Regelung für den DOC “Orcia Sangiovese” sieht einen Gehalt von mind. 90% Sangiovese vor. Für die restlichen 10% werden die Rebsorten Colorino und Malvasia Nero benutzt. Der Boden, auf dem die Reben angebaut wurden, ist sehr lehmig und reich an Kalk, Kalium, Magnesium, Eisen und Phosphor. Dank des reichhaltigen Bodens und der geringen Höhe von ungefähr 350m, aber auch dank einer guten Wahl des Holzausbaus in Barriques und Tonneaux, haben wir es mit einem schön komplexen und gut strukturierten Wein zu tun. 

Auch dieser Weinkeller hat die beiden autochthonen Rebsorten Sangiovese (70%) und Foglia Tonda (30%) für diesen Wein ausgewählt, weil man durch diese Trauben laut Meinung des Produzenten “ehrliche Weine erzeugen kann”. Die Rebstöcke dieses Weingutes liegen in Castiglione d’Orcia und sind durch eine deutliche Frische ausgezeichnet. Für den Holzausbau zieht der Hersteller die Benutzung von neuen Barriques und einigen Tonneaux vor. Aus diesem Grund erkennt man deutlich die Terziäraromen, vor allem gebräuntes Holz, Tabak und etwas Leder. Im Mund spürt man eine gute Harmonie zwischen Tanninen, Säuregehalt und Mineralien. Wie schon der Produzent selbst sagt “dieser Wein stellt sehr gut das abwechslungsreiche und gut belüftete Gebiet der Val d’Orcia dar”. 

Und endlich haben wir auch einen Wein biologischen Anbaus in der Verkostung. Die Region um die Val d’Orcia stellt ja schon an sich ein Naturschutzgebiet dar, mit großem Respekt für die Natur und ihre Böden. Aus diesem Grund hat dieses Weingut sich von Anfang an dazu entschieden, nur Bio-Weine herzustellen. Ich denke, dass man in dieser Riserva eine gute Komplexität an Fruchtnoten, aber auch an Terziäraromen, vor allem Tabak und Schokolade, erkennen kann. Im Mund ist er sehr frisch mit einem guten Säuregehalt und weichen Tanninen. Es ist ein sehr balancierter Wein, der die „Orcia DOC sehr gut zusammen mit ihrer Gegend, mit der Leidenschaft und der Arbeit ihrer Gutbesitzer darstellt“, wie auch der Hersteller am Ende betont. 

In diesem Wein finden wir einen Blend von zwei autochthonen Rebsorten: Sangiovese (90%) und Colorino (10%), die bei einer Höhe von ungefähr 500m angebaut werden. Dieser Weinhersteller hat eine große Herausforderung auf sich genommen, denn er baute dort Rebstöcke an, wo es vorher keine gab. Außerdem hat er sich dazu entschieden, die alte “Albarello”- Baumerziehung als Reberziehung zu nutzen. Diese Entscheidungen basieren auch auf den Erzählungen und Ratschlägen der alten Leute im Dorf, die meinen, dass es vor langer Zeit so üblich war, heute aber nur noch wenig verbreitet ist. Daran sieht man, dass der Produzent sehr auf “Tradition und Leidenschaft Wert legt und die Technik etwas in den Hintergrund rückt”. Daher finden wir im Wein auch eine sehr warme und ausdrucksstarke Struktur. Meiner Meinung nach ist dieser Wein jedoch noch etwas zu jung und es fehlt ihm an sich noch an Komplexität, hauptsächlich im Bouquet. Da sich jedoch sehr gut der Säuregehalt und die persistenten Tannine im Mund erkennen lassen, denke ich, dass man, nach einer ausreichenden Flaschenlagerung von ungefähr zwei Jahren, diesen Wein nochmal kosten sollte und vielleicht entdeckt man dann den starken charakteristischen Einfluss des Weines aber auch seines Produzenten noch besser. 

Dieses Weingut in Pienza hat sich dazu entschieden hauptsächlich Sangiovese mit etwas Canaiolo und Colorino herzustellen. Es ist eine der wenigen Weingüter, die ältere Weinberge besitzen. Ihre Rebstöcke wurden1973 in einer Höhe von ungefähr 450m über dem Meeresspiegel angebaut. Der Holzausbau folgt der Tradition, das heißt in großen Eichfässern, die dem Wein Aromen nach Lakritze und balsamische Noten im Mund verleihen. Laut des Produzenten stellt dieser Wein zusammen mit der “Orcia DOC ein großes Potential dar, wobei die Produzenten die Möglichkeit haben, den besten Boden zwischen dem weitläufigen Gebiet der Val d’Orcia auszuwählen, auf dem dann der bedeutende Wein, also der der Orcia DOC, angebaut wird”. 

Die Verkostung endet mit diesem reinen Sangiovese und ich denke einen besseren Abschluss als diesen konnte es nicht geben. Der Wein ist frisch, sehr fruchtig mit einem guten Gleichgewicht und einer hervorragenden Sauberkeit in der Nase. Im Mund ist er rund, weich und elegant, aber auch persistent. Diese Eigenschaften kommen meiner Meinung nach durch die gute Harmonie im Weinkeller. Alle Vorgänge dort werden stets kontrolliert. Das sieht man sowohl bei der überwachten Mazeration als auch beim Holzausbau in nicht allzu großen Eichfässern. Ich finde dieser Wein repräsentiert sehr gut die Orcia DOC als Harmonie zwischen Gegend, Respekt der Natur und seinen Weinbergen, aber auch guter Arbeit in der Weinkellerei. Wie schon der Produzent betont: „Dieses Gleichgewicht finden wir in der Frische, der Tannine und am Säuregehalt des Weines selbst und so sollte die Orcia DOC sein“.



Was ist die Orcia DOC heute? 

Wie ich schon vorher angedeutet habe und wie es auch Walter Speller betonte, die Orcia DOC ist noch nicht perfekt, aber sie befindet sich in einer guten Entwicklungsphase und muss nur noch ihre Komplexität finden. Wie auch immer, die Produzenten folgen einem guten Ansatz und arbeiten mit voller Kraft und mit gutem Herzen daran, dass diese DOC- Bezeichnung der Spiegel des Territoriums der Val d’Orcia wird. 

Am Anfang der Verkostung haben wir eine Broschüre erhalten und der Präsentation von Donatella Cinelli Colombini mit dem Titel “Orcia, der schönste Wein der Welt” zugehört und meiner Meinung repräsentieren die Orcia DOC Weine genau das: Sie haben das Potential antike Böden, mit den wunderbaren und einzigartigen Landschaften der Val d’Orcia zu vereinen. Dabei können sie auch gleichzeitig das junge Alter der Weinberge und ihre Frische, dank ihrer Höhenlage und guten Ventilation der Böden, ausdrücken und den starken aber nicht einfachen Charakter der berühmten Rebsorte des Sangiovese nutzen. Und zuletzt, basierend auf der Zusammenarbeit der Produzenten können sie es schaffen, dass durch die Weine diese Region als einzigartig bekannt wird und sie nicht nur von den anderen großen Weinen etwas lernen, sondern sich durch ihren frischen und jungen Charakter mit in den Vordergrund stellen können. Die Val d’Orcia ist eine atemberaubende und offene Landschaft, sie ist klar, ventiliert, rein und nur die Orcia-DOC wird diese Eigenschaft am besten mit ihren Weinen repräsentieren.